In diesen Städten laufen bereits die Planungen
Die Debatte um die Stilllegung der Gasnetze in Deutschland reißt nicht ab. Einige betrachten dies als radikale Maßnahme. Ein detaillierter Blick jedoch zeigt, wie gewöhnlich dieses Thema für die Gemeinden ist.
München – Erneut ist das Thema in den Schlagzeilen: Die MVV in Mannheim will ab 2035 ihr Gasnetz stilllegen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Damit ist die Stadt nicht alleine. Denn in Zukunft werden die Kosten für Gas enorm steigen, der Betrieb der Gasnetze wird sich für die Kommunen nicht mehr lohnen. Experten wie die Energieökonomin Claudia Kemfert raten Städten und Gemeinden daher, bei ihren Wärmeplänen die Stilllegung der Gasnetze mitzudenken.
Trotzdem scheuen sich viele Orte offenbar davor, das Thema direkt anzusprechen. Denn es löst Ängste in den Menschen aus: Wie werden wir in Zukunft mit Energie versorgt? Werde ich gezwungen, einen Fernwärmeanschluss zu bezahlen oder eine Wärmepumpe zu kaufen? Das sind alles berechtigte Fragen – weshalb sich die Kommunen auch darauf vorbereiten, und zwar lange im Voraus.
Stilllegung der Gasnetze in Deutschland: Von einem Tag auf den anderen geht es nicht
Zunächst einmal das Wichtigste: Die Stilllegung des Gasnetzes passiert nicht einfach so. Aktuell besteht gegenüber Verbrauchern eine Anschlusspflicht, also: Gasnetzbetreiber müssen auf Wunsch ihre Kunden mit Gas versorgen. Das soll sich in Zukunft ändern, damit Netzbetreiber nicht gezwungen werden, für – zugespitzt formuliert – drei Häuser noch ein Gasnetz zu betreiben, das sonst keiner will. Und auch wenn diese Anschlusspflicht abgeändert wird: Eine Netzstilllegung wird lange im Voraus geplant werden müssen und muss nach EU-Recht die Interessen von Verbrauchern wahren.
Auf dieses Szenario bereiten sich Kommunen in ganz Deutschland also vor: Erdgas wird zu teuer und daher springen immer mehr Menschen ab. Der Betrieb des Gasnetzes wird unwirtschaftlich, der Netzbetreiber entscheidet sich für eine Stilllegung und informiert ihre Kunden. Die Kommunen haben bis dann aber schon längst einen anderen Plan – sodass ihre Bürgerinnen und Bürger weiter sicher versorgt werden.
Ende vom Gas wird in Kommunen vorbereitet: Pläne in Mannheim und Hamburg
Welche Pläne aber gibt es denn bisher? Nehmen wir das Beispiel Mannheim, das erst Anfang November wieder für Aufsehen sorgte. Bis 2035 will die MVV die Versorgung mit Erdgas beenden. Gegenüber unserer Redaktion sagte ein Sprecher: „Wir wollen mit unserer frühen Kommunikation dazu beitragen, die Zahl derer kleinzuhalten, die jetzt noch in eine Gasheizung investieren und sich in einigen Jahren fragen, ob das Auslaufen konventionellen Gases nicht früher hätte erkannt werden können“. In Mannheim wird bis 2030 das Fernwärmenetz massiv ausgebaut, als Alternative wird es noch die Wärmepumpe geben. Auch die könne man mit Hilfe der Stadt erwerben. Die Vergrünung der Wärmeversorgung steht bereits seit 2021 fest, so der MVV-Sprecher weiter.
Auch in Hamburg wird mit einer Stilllegung des Gasnetzes gerechnet. „Damit wir unsere Klimaschutzziele erreichen, muss fossiles Erdgas bis spätestens 2045 durch andere, klimaneutrale Energieträger abgelöst werden“, informierte eine Sprecherin der Umweltbehörde gegenüber dem Hamburger Abendblatt im Frühjahr. Das Gasnetz solle schrittweise stillgelegt werden. Auf der Webseite der Stadt werden Bürgerinnen und Bürger über die Heizungslösungen der Zukunft informiert: Wärmenetz, Wärmepumpe, Solarthermie und Holzheizungen werden alle als akzeptable Optionen gelistet. Beim Thema Biomethan, Bioöl und Wasserstoff warnt die Stadt Hamburg: Es gibt aktuell nur begrenzte Verfügbarkeiten dieser Energieressourcen. „Es ist deshalb fraglich, ob solche Heizungen künftig wirtschaftlich sind“, heißt es auf der Webseite.