Aktueller Stand der globalen Energieerzeugung
Der globale Energie-Thinktank Ember erfasst und analysiert Daten und politische Erkenntnisse über die Transformation zu einer sauberen, elektrifizierten Energiezukunft. In seinem Global Electricity Review 2025 fasst Ember den aktuellen Stand der Energieerzeugung zusammen.
Im Jahr 2024 hat sich die weltweite Stromerzeugung in bemerkenswerter Weise weiterentwickelt – vor allem durch ein beispielloses Wachstum erneuerbarer Energien, angeführt von der Solarenergie. Zum ersten Mal seit den 1940er Jahren überschritt der Anteil kohlenstoffarmer Stromquellen – also erneuerbare Energien und Kernkraft zusammen – die 40-Prozent-Marke am weltweiten Strommix. Die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen stieg um 513 Terawattstunden – das größte absolute Wachstum, das jemals verzeichnet wurde. Dabei war die Solarenergie die treibende Kraft: Ihre Erzeugung verdoppelte sich innerhalb von nur drei Jahren und erreichte erstmals mehr als 2.000 Terawattstunden. Das Wachstum der Solarenergie war nicht nur mengenmäßig führend, sondern auch das am schnellsten wachsende Segment im Stromsektor – zum zwanzigsten Mal in Folge.
Trotz dieser positiven Entwicklung stieg der weltweite Stromverbrauch um 4 %, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist: Einerseits die zunehmende Elektrifizierung von Mobilität, Heizung und Industrie – durch den globalen Hochlauf von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und Rechenzentren –, andererseits außergewöhnlich starke Hitzewellen, die den Bedarf an Kühlung in mehreren Regionen deutlich erhöhten. Der durch Wetterextreme bedingte Mehrbedarf konnte von den erneuerbaren Energien nicht vollständig gedeckt werden. So kam es zu einem leichten Anstieg der fossilen Stromerzeugung um 1,4 %, was die CO₂-Emissionen des Stromsektors auf ein neues Rekordhoch von 14,6 Milliarden Tonnen trieb.
Die Analyse zeigt jedoch klar: Ohne die wetterbedingte Mehrnachfrage wäre die fossile Stromerzeugung nahezu konstant geblieben. Tatsächlich deckten erneuerbare Energien und Kernkraft 96 % des Nachfrageanstiegs, der nicht auf Temperaturextreme zurückzuführen war. Besonders China und Indien, die lange Zeit als Haupttreiber des fossilen Stromwachstums galten, haben ihren Ausbau erneuerbarer Kapazitäten massiv beschleunigt. China etwa deckte 81 % seines Nachfragezuwachses mit sauberem Strom – ein Rekordwert. Indien installierte im Jahr 2024 mehr als doppelt so viel Solarkapazität wie im Vorjahr und trug damit entscheidend zur Stabilisierung der Emissionen in Asien bei. Auch Brasilien, Vietnam und Mexiko verzeichneten starke Zuwächse bei der Solarenergie.
Ein zentraler Treiber dieser Entwicklungen ist der weltweite Boom bei der Installation neuer Solaranlagen. Im Jahr 2024 wurden weltweit 585 Gigawatt neue Solarkapazität installiert – mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr 2022. Gleichzeitig verzeichnen Speichertechnologien, insbesondere Batteriespeicher, rapide Kostenreduktionen und dynamisches Wachstum. In Kalifornien etwa deckten Batteriesysteme 2024 bereits knapp ein Fünftel der täglichen Spitzenlast in den Abendstunden. Diese Speicherlösungen eröffnen die Möglichkeit, die wetterabhängige Solarproduktion stärker ins Netz zu integrieren und auch abends oder bei Bewölkung zur Verfügung zu stellen.
Die globale Energiewende wird derzeit von zwei Megatrends dominiert: dem exponentiellen Wachstum der Solarenergie und einem strukturellen Anstieg der Stromnachfrage. Letzterer wird zunehmend von digitalen Anwendungen wie Rechenzentren, künstlicher Intelligenz, elektrischer Mobilität und Wärmepumpen getrieben. Diese Nachfrageverschiebung führt dazu, dass der Strombedarf in Zukunft stärker am Tag und auch im Winter ansteigt – was wiederum Rückwirkungen auf die optimale Erzeugungsstruktur hat. Trotz dieser neuen Lasttreiber zeigen Modellierungen, dass das erwartete Wachstum sauberer Stromquellen auch ein beschleunigtes Nachfragewachstum bis 2030 ausgleichen kann – selbst unter der Annahme eines jährlichen Anstiegs von 4,1 %.
Die Rolle von China ist dabei von entscheidender Bedeutung. Zwar ist das Land nach wie vor für mehr als die Hälfte der globalen Kohleverstromung verantwortlich, doch gleichzeitig ist China mit Abstand der größte Markt für erneuerbare Energien: Es entfielen mehr als zwei Drittel der global neu installierten Solar- und Windkapazität auf China. Sollte das Land seinen Trend fortsetzen und seinen zusätzlichen Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen decken, wäre das ein potenzieller Wendepunkt für die globale Energiewende.
Insgesamt steht die Stromwelt an der Schwelle zu einer strukturellen Trendumkehr: Der Rückgang der fossilen Stromerzeugung auf globaler Ebene wird zunehmend wahrscheinlich – nicht trotz, sondern gerade wegen des steigenden Strombedarfs. Entscheidend dafür ist die Kombination aus schnell wachsender sauberer Stromproduktion, sinkenden Kosten für Flexibilitätsoptionen wie Speicher, Netzausbau und einer gezielten politischen Steuerung. Wenn es gelingt, diese Elemente miteinander zu verzahnen und durch internationale Kooperation zu unterstützen, könnte das Jahrzehnt der fossilen Stromspitze bereits hinter uns liegen – und ein neues Kapitel globaler Dekarbonisierung beginnen.
https://ember-energy.org/app/uploads/2025/04/Report-Global-Electricity-Review-2025.pdf