Der Übergang zu erneuerbaren Energien ist entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel, steht im Zusammenhang mit der Senkung der Stromerzeugungskosten. Die aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) mit dem Titel „Stromgestehungskosten erneuerbarer Energien“ zeigt, wie sich die Kosten für die Erzeugung von Strom aus Photovoltaik (PV), Windkraft, Biomasse und Wasserkraft in den letzten Jahren entwickelt haben und wie diese bis zum Jahr 2040 weiter sinken werden. Ein besonderer Fokus der Studie liegt dabei auf den Stromgestehungskosten (LCOE), die alle relevanten Kosten der Stromerzeugung umfassen – von den Investitionskosten bis zu den Betriebs- und Wartungskosten.
Photovoltaik: Ein Vorreiter der Kostensenkung
Die Photovoltaik hat in den vergangenen Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht. Wo vor einem Jahrzehnt die Stromgestehungskosten noch bei etwa 20 Cent pro Kilowattstunde (kWh) lagen, zeigen aktuelle Berechnungen, dass diese heute bei 3 bis 6 Cent/kWh liegen. Besonders in sonnenreichen Regionen wie Südeuropa, Nordafrika oder dem Nahen Osten wurden enorme Kostensenkungen erzielt. In diesen Gebieten können PV-Anlagen Strom zu Preisen von unter 2 Cent/kWh erzeugen, was sie zu einer der bevorzugten Optionen für die Stromerzeugung weltweit macht. Die minimale Reduzierung der LCOE geht vor allem auf technologische Fortschritte, größere Produktionsmengen und mehr Automatisierung in der Solarindustrie zurück.
Der Blick in die Zukunft lässt erwarten, dass die Kosten für PV-Anlagen weiter sinken werden, vor allem wenn man die Integration von Batteriespeichern in Betracht zieht. Die Kombination von Photovoltaik und Speichern spielt eine zunehmend wichtige Rolle, um die Volatilität der Stromerzeugung aus Sonne auszugleichen und eine kontinuierliche Stromversorgung zu gewährleisten. Laut der Studie liegen die heutigen Kosten für solche Hybridlösungen bei 5 bis 8 Cent/kWh, und Prognosen deuten darauf hin, dass sie bis 2040 auf 3 bis 6 Cent/kWh fallen werden. Dies zeigt, dass PV-Anlagen mit Speichern bereits heute eine kostengünstige Alternative zu fossilen Kraftwerken darstellen und in Zukunft noch wettbewerbsfähiger sind.
Windenergie: Kostensenkungen durch technologische Innovationen
Auch die Windenergie hat erhebliche Kostensenkungen erlebt, insbesondere bei der Onshore-Windkraft. Aktuell variieren die Stromgestehungskosten für Onshore-Anlagen zwischen 3 und 6 Cent/kWh. Die Studie des Fraunhofer ISE prognostiziert, dass diese Kosten bis 2040 auf 2 bis 4 Cent/kWh sinken könnten. Diese Preisentwicklung wird durch kontinuierliche Verbesserungen der Turbinentechnologie vorangetrieben. Moderne Windkraftanlagen sind größer, effizienter und produzieren mehr Strom bei niedrigeren Betriebskosten. Die Weiterentwicklung von Rotorblättern und die Digitalisierung der Wartungsprozesse tragen ebenfalls zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung bei.
Offshore-Windkraft, die derzeit noch teurer ist als Onshore-Anlagen, profitiert ebenfalls von technologischem Fortschritt. Die aktuellen Kosten liegen hier bei etwa 5 bis 10 Cent/kWh, wobei bis 2040 voraussichtlich 4 bis 7 Cent/kWh erwartet werden. Offshore-Anlagen bieten das Potenzial für eine konstantere Energieerzeugung, da auf See stärkere und gleichmäßigere Winde wehen als Land. Dies macht Offshore-Windenergie zu einem wichtigen Bestandteil der globalen Energiewende, insbesondere in küstennahen Regionen.
Der Wettbewerb mit fossilen Energien
Im direkten Vergleich mit fossilen Energieträgern zeigt die Studie des Fraunhofer ISE eine klare Tendenz: Während die Kosten für erneuerbare Energien weiter sinken, steigen die Kosten für fossile Kraftwerke. Dies ist vor allem auf die steigenden Kosten für CO₂-Zertifikate und die strengeren Umweltauflagen zurückzuführen, die den Betrieb von Kohle- und Gaskraftwerken verteuern. Die heutigen Stromgestehungskosten für Kohlekraftwerke liegen zwischen 6 und 12 Cent/kWh, während Gaskraftwerke noch teurer sind und zwischen 7 und 14 Cent/kWh liegen.
Diese Zahlen zeigen, dass fossile Energien in vielen Regionen nicht wettbewerbsfähiger sind, insbesondere im Vergleich zu den gesunkenen Kosten für Solar- und Windkraft. Dieser Abstand wird wachsen, da fossile Preise steigen und erneuerbare Technologien günstiger werden.
Die sinkenden Kosten der erneuerbaren Energien machen den Übergang zu einer klimaneutralen Energieversorgung nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Erneuerbare Energien sind auf dem besten Weg, die bevorzugte Form der Stromerzeugung zu werden – nicht nur aufgrund ihres positiven Einflusses auf das Klima, sondern auch aufgrund ihrer wachsenden ökonomischen Attraktivität.