Batteriespeicher haben in den vergangenen Jahren enorm an Aufmerksamkeit gewonnen. Sie gelten als Schlüsseltechnologie für die Energiewende, weil sie überschüssigen Solarstrom am Mittag speichern und ihn in den Abendstunden wieder abgeben können. Viele verbinden damit die Vorstellung, dass sich mit genügend Großbatterien die Schwankungen von Wind- und Sonnenstrom vollständig ausgleichen lassen und die Stabilität des Stromnetzes gesichert ist. Eine neue Kurzstudie zeigt jedoch: Ganz so einfach ist es nicht.
Die Untersuchung wurde von Clemens Lohr, Anselm Eicke und Prof. Dr. Lion Hirth vom Berliner Beratungsunternehmen Neon Neue Energieökonomik im Auftrag der ECO STOR GmbH erstellt. Ziel war es herauszufinden, wie sich Großbatterien tatsächlich auf das Stromnetz auswirken und ob sie dazu beitragen, Engpässe im Netz zu vermeiden.
Anhand der 100-MW-Anlage in Bollingstedt (Schleswig-Holstein) und eines hypothetischen Speicherstandorts in Bayern analysierten die Autoren, wie Batterien im Zusammenspiel mit dem Netz wirken. Das Ergebnis ist differenziert: Speicher können in vielen Situationen Netzbelastungen senken, in anderen Momenten aber auch zusätzliche Engpässe verursachen. Unter dem Strich bleibt ein leicht positiver Effekt, der sich in Einsparungen bei den Redispatch-Kosten zeigt. Diese Kosten entstehen, wenn Netzbetreiber Kraftwerke hoch- oder herunterfahren müssen, um Überlastungen der Leitungen zu vermeiden. Nach den Berechnungen führt jedes installierte Kilowatt Batterieleistung zu jährlichen Einsparungen bei den Netzkosten – ein klar nachweisbarer, wenn auch begrenzter Effekt.
Interessant ist vor allem, warum der Netznutzen heute eher zufällig entsteht. Speicher orientieren sich bislang ausschließlich am Strompreis: Sie laden, wenn der Preis niedrig ist, und speisen ein, wenn er hoch ist. Ob dies dem Netz hilft oder schadet, spielt für die Batterie keine Rolle. Damit Batteriespeicher ihr volles Potenzial entfalten, braucht es zusätzliche Signale, die Netzzustände widerspiegeln.
Die Autoren schlagen deshalb ein Redispatch-Preissignal vor. Dieses würde viertelstündlich anzeigen, ob in einer Region das Laden oder Entladen netzdienlich wäre. Würden Speicher dieses Signal berücksichtigen, könnte ihr Nutzen für die Netzstabilität um ein Vielfaches steigen – und das, ohne dass sie dadurch am Markt benachteiligt würden.
Die Studie macht damit deutlich: Großbatterien sind ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende, aber sie lösen nicht automatisch alle Probleme der fluktuierenden Erzeugung. Sie stabilisieren das Netz, aber nur in einem begrenzten Maß und vor allem dann, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden.
Für Politik und Regulierung bedeutet das: Es reicht nicht, einfach nur viele Speicher zu bauen. Entscheidend ist, wie diese Speicher in das Gesamtsystem eingebunden werden. Erst mit den richtigen Anreizen können Großbatterien ihren doppelten Nutzen – für den Strommarkt und für das Netz – voll ausschöpfen.